Nur kein Schnee – das ist die Devise heute. Meine skitourbedingt verletzte Hand lässt immer noch keine festen Griffe zu. Also auch kein Rumgespiele mit Lawinenkegel und so. Wir entscheiden uns für ein gemächliches Wandern (T2) über den Neckertaler Höhenweg – von Hemberg über den Hinderfallenchopf zur Schwägalp. Aber angereichert mit einem Abstecher ins Ofenloch (T3), den wir uns trotz Winterreste nicht entgehen lassen wollen. Ein abenteuerliches Abtauchen in das felsige Quellgebiet des Neckers.
Das Poschti von Wattwil nach Hemberg ist fast leer. Der Auffahrts-Brückentag scheint hier nicht zu ziehen. Uns solls recht sein, als wir vom sonnenverwöhnten Bergdorf ins Neckertal eintauchen. Wir steuern die Mistelegg an und kürzen damit die „offizielle Route“, den Neckertaler Höhenweg, etwas ab, allerdings zum Preis einiger zusätzlicher Höhenmeter. Es ist friedlich. Die Vögel pfeiffen, bei einem stillgelegten Skilift weiden ein paar Kälber, die Bauern scheinen Brückentag zu machen. Kein Mensch weit und breit.
Dann steigen wir über die noch nassen Wiesen auf den breiten Gratrücken, der uns zur Gössigenhöchi führt, wo eine bequeme Bank zu einer Pause lädt. Die Einladung nehmen wir gerne an, denn es lockt ein wunderbares Panorama, das nicht nur die Sicht auf den noch weissen Speer, sondern auch ins Glarnerland zum Tödi und Konsorten freigibt. Auch die nahen Churfirsten strahlen weisser als Zahnpastenwerbung, auf dem Chäserrugg wurden zu Auffahrt die Skipisten nochmals präpariert, ein Novum. Sevi erspäht tatsächlich Pistenbummler mit seinem Feldstecher.
Von der Gössigenhöchi wandern wir im leichten Auf und Ab gemütlich weiter zum Hinderfallenchopf, dem höchsten Punkt (1531m) unserer Tour. Der optisch wenig aufregende Gipfel bietet neben einer schönen Feuerstelle eine lohnende Sicht auf den mächtigen Säntis, aber auch den Einblick von oben in das Quellgebiet des Neckers. Tiefe Einschnitte und hohe Nagelfluhwände umgeben das sogenannte „Ofenloch“. Da wollen wir hin.
Kurz nach dem „Ellbogen“ zweigt ein rotweissmarkierter Pfad von der markierten Route ab und führt zunächst durch Wald, später entlang mächtiger Nagelfluhwände und dann etwas ausgesetzt entlang der Tiefen der Schlucht. Auf der gegenüberliegenden Seite bestaunen wir die riesige Felshöhle in der Wand, die dem Ofenloch den Namen gibt. Später muss ein Wasserfall unterschritten werden, es wird nochmals etwas ausgesetzt. Die Tiefen und Höhen, das tosende Wasser, Schneereste – ziemlich eindrücklich in dieser Hexenküche!
Nach dem Überschreiten des Hauptbachs über einen Lawinenkegel steigen wir rund 150m in die Höhe, bis der Pfad wieder nach rechts abzweigt, um wiederum leicht absinkend durch nagelfluhdurchsetztes Gelände zurück an den Bach zu gelangen. Das Brücklein wurde von einer Lawine zerdrückt, die darüberliegende Schneereste mahnen zur Vorsicht. Dieses kurze Teilstück ist jetzt nicht gerade vertrauenerweckend. Es folgt eine kettengesicherte Passage entlang einer mächtigen Nagelfluhwand und über weitere Schneereste. Dann wird aus dem etwas abenteuerlichen Pfad wieder ein Weg, und bald treffen wir wieder auf die Normalroute. Die Zusatzrunde hat grossen Spass gemacht und wird zur Nachahmung empfohlen (T3)! Der Pfad wird bestimmt in naher Zukunft wieder in eine besser passierbare Form gebracht werden.
Auf einem breitem Alpweg erreichen wir wenig später den Chräzerenpass. Von hier aus müssen nochmals ein paar Höhenmeter unter die Füsse genommen werden, um über weiche Böden durch einen märchenhaften Wald schlendernd schliesslich die Schwägalppasshöhe zu erreichen.
Auf dem letzten Wanderkilometer, der Strasse entlang zur Sonnenterrasse des neuen Säntishotels, erzählt Sevi begeistert vom Appenzeller Whisky, den es da oben geben soll – in Reinform und als Likör auf der „Schwägalpwaffel“. Das müsse ich probieren! Gesagt, getan. Ein würdiger Abschluss eines schönen Bergfrühlingstages.
Tourdatum: 31. Mai 2019
Interaktiver Kartenausschnitt mit Höhenprofil und Zeitangaben
Wirklich lohnend das Ofenloch und Du Edwin hast es wahrscheinlich in einer besseren Richtung gemacht. Wir waren – ohne Deine Kenntnis – 2. Juni 2019 im/am Ofenloch. Schöner Bericht von Dir Edwin. Nur bezüglich Einstufung mit T2 bin ich nicht einverstanden, das ist T3+, wenn die Referenztour Grosser Mythen mit T3 angegeben ist.
Am 31. Mai 2019 um 08.45, war der Schnee am Pizzo Vogorno noch so gefroren, dass wir trotz Pickel umkehren mussten. Das sieht man auf http://www.gipfelbuch.ch und in etwas 2 Tagen auf http://www.kley.ch . Vorher müssen Mandantenaufträge abgearbeitet werden.
Lieber Hansjörg. Die Ofenlochrunde ist T3, der Rest T2. Danke!
Der Pflanzenname: weisse Pestwurz
Lat.name : Petasites albus
Danke Annalies!