Wer das Gletscherskigebiet am Col de Pillon kennt, hat sicher schon die mächtigen Gletschermassen auf den Gipfelhängen der Diablerets bestaunt. Schon lange wollte ich diesen Eisriesen einmal besuchen. Dann empfahl mir unser Bergführer, die Halbtagestour mit einem Gletscherkurs für Tochter Lea zu verbinden. So gesagt, so getan.
Die Tour beginnt auf dem Sex Rouge, der Bergstation der Seilbahn mit dem markanten Botta-Bau. Wir entkommen den Massen und folgen dem steinigen Grat zum Fuss des Diablerets Massivs.
Gemächlich steigen wir über Geröll und Schneefelder zum ersten Vorgipfel, dem Dôme. Die Fernsicht ist für einen Julitag phänomenal, kein Wölkchen zu sehen. Die Berner, Walliser und Savoyer Giganten posieren unter dem tiefblauen Himmel um die Wette. Tief unten geht der Alltag seinen Gang. Ich habe den Eindruck, den Walliser Aprikosenbauern und den Fischern auf dem Genfersee bei der Arbeit zusehen zu können.
Auf dem Dôme rüsten wir uns aus für eine kleine Gratkletterpartie und die nachfolgende Begehung des Gletschers. Wir folgen zunächst einem schmalen Firngrat und seilen uns dann an. Die Kletterei ist einfach, aber ziemlich ausgesetzt. Lea ist sichtlich beeindruckt, entspannt sich aber rasch, vor allem weil Peter so souverän und locker führt. Bald wird der Grat zu einem Rücken, später wechseln wir auf die südliche Seitenflanke. Über den dick zugeschneiten Gletscher erreichen wir eine halbe Stunde später den Sommet des Diablerets. Der Genussfaktor hier oben ist an diesem wunderbaren Tag fast nicht zu übertreffen. Es ist so angenehm warm, dass die frisch gefüllten Magen nach einem Nickerchen auf den breiten Felsplatten rufen.
Wir haben und lassen uns viel Zeit. Peter und ich diskutieren unter anderem das „Businessmodell Bergführer“, das eben leider nur selten wirklich aufgeht. Dem Blogleser lege ich deshalb gerne ans Herz, Peter Sollberger (www.abindieberge.ch) einmal zu buchen. Der Zimmermann aus dem Turbachtal bei Gstaad ist grosse Klasse! Nach ein paar letzten Fotos von Grand Combin, Mont Blanc und Konsorten zwängen wir uns wieder in die Ausrüstung.
Auf dem Abstieg üben wir die verschiedenen Techniken der Spaltenbergung. Es ist nicht schwierig, aber repetieren schadet nie. Wenn man sie braucht, bleibt keine Zeit zum Nachdenken. Lea hat ihren Spass, da wir ihr Leichtgewicht natürlich am liebsten am Seil hängen haben.
Nach getaner Arbeit wandern wir zur Bergstation zurück und gesellen uns zu den Indern und Japanern auf der Terrasse, die ihren Spass an uns „Bergwilden“ haben. Insbesondere das Sujet „blonder, sonnengebräunter Teenager mit Pickel, Seil und Steigeisen“ gibt ein ziemlich idealtypisches Bild einer Schweizer Durchschnittsbürgerin ab, das später in Mumbai oder Tokio präsentiert werden kann.
Kartenausschnitt Diablerets (pdf)
Tourdatum: 31. Juli 2013
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