Im Décolleté der Churfirsten 1726m ü. M.

Wer die Südwände der sieben Churfirsten aus nächster Nähe bewundern will, und den blaugrünen Walensee aus der Vogelperspektive dazu, dem sei die Tschingla-Runde empfohlen. Sie führt von Walenstadtberg über die spektakuläre Bärglaui-Route zur Alp Tschingla und von dort ins ausladende, noch schneereiche Décolleté des Septetts. Von Obersäss führt die Route im gemütlichen Abstieg wieder zum Ausgangspunkt zurück. Eine Frühjahrstour der Superlative, für die es heute allerdings noch etwas zu früh ist.

Wie kurz dauert es doch von der lauten Autobahn zur Idylle des Walenstadtbergs! Die Vögel zwitschern, eine Schar Kälber kommentiert unsere Ankunft lauthals, es riecht bald nach frischem Gras – eine wahre Freude. Die Bärglaui-Route (T3, heute T4) durch die unüberwindbar scheinende, bewaldete Steilflanke gibt jedoch gleich den Tarif durch – schon bald müssen die Reste des alljährlichen Lawinenkegels abenteuerlich und nicht ganz ohne Risiko überwunden werden. Ich bereue es, keinen Pickel bei mir zu haben. Aber die komprimierten Schneemassen sind gerade genug aufgeweicht, um mit den Fussspitzen kleine Tritte schlagen zu können. Ein verunsichertes Paar aus Österreich schätzt unsere aufmunternden Worte und lässt sich gerne von uns führen.

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Durch die Bärglaui (gut sichtbar in der rechten Bildhälfte) führt der Weg hoch zur Alp Tschingla am Fuss der Südwände
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Die Spuren des Winters

Es ist steil, aber im Schatten der frischbegrünten Bäume  steigt es sich angenehm. Der Pfad ist gut angelegt, aber anspruchsvoll. Ab Ende Mai geht das sicher leichter. Dann werden auch die Bäche weniger Wasser führen, die jetzt noch ein richtiges Hindernis sind. Knapp 90 Minuten nach Abmarsch haben wir die 750Hm zur noch verlassenen Alp Tschingla (ab Mitte Mai bewirtet) bewältigt und lassen uns beim grossen Kreuz nieder. Was für ein herrlicher Aussichtspunkt!

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Ohne Worte

Hinter uns reihen sich die Südwände der prächtigen Churfirsten auf, wie eine Trutzburg, oder wie sieben Schachfiguren. Davor die wogenden, noch überraschend schneereichen Alpen, die sich wie ein ausladendes Décolleté vor der langen Wand erstrecken, bevor die steilen Flanken zuerst zum grünen Walenstadtberg und danach zum blaugrünen Walensee abfallen.

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Die noch verlassene Alp Tschingla
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Das gut zwei Kilometer lange Décolleté zwischen der Alp Tschingla und Obersäss liegt noch unter einer dicken Schneedecke
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Frühlingszauber

Der Schnee ist noch hart genug, um gut vorwärtszukommen, aber ohne geht das sicher schneller. Zwischendurch spähe ich immer wieder in die Wände hoch, um Steinwild zu entdecken. Vergeblich. Dann zeige ich Chris die Routen zur Paliis Nideri und zum Schnürliweg, die heute noch unpassierbar sind. Meterhoch ragen die Wächten hoch. Bei Obersäss am westlichen Ende und höchstgelegenen Punkt (1726m) der Geländekammer reicht der Schnee noch bis an die Dächer der Alphütten. Es ist Zeit, auf einem Felsvorsprung das Picknick auszupacken und den Blick auf die wunderbare, noch winterliche Alpenkette zu richten.

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Alp Obersäss:  Das kann noch dauern…

Zum Glück sind die steilen Grasflanken, die zur Alp Schrina hinunterführen, schon weitgehend schneefrei. Dafür drohen hoch darüber diverse Wächten an den Südflanken der Churfirstenwände, die in der warmen Mittagssonne gewaltig zu schwitzen beginnen. Chris schaut fasziniert zu, wie sich einige grosse Brocken lösen und ins Tal stürzen. Ich kann seine Begeisterung nicht teilen und rufe: „Renn!“ Rasch queren wir 100m zur Seite, um aus der Falllinie der Eisbrocken zu geraten, die nun in zunehmender Geschwindigkeit ins Tal stürzen und sich dabei mit jedem Aufschlag in kleinere Streubomben verwandeln.

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Der Abstieg zur Alp Schrina mit seinen Lawinenspuren

Aus sicherem Abstand sehen wir schliesslich fasziniert zu, wie sich nach den fliegenden Vorboten ein Murgang wie dicker Brei ins Tal hinunterwälzt. Das war nicht ungefährlich – ein Phänomen, das uns nach diesem schneereichen Winter wohl noch einige Wochen begleiten wird.

Die Gleitschirmler auf der Alp Schrina kümmert das nicht, sie schauen sich das Ganze von oben an und nutzen die Aufwinde, die unterhalb des Décolletés entstehen. Unser Weg führt nun über das Asphaltsträsschen (leider gibt es (noch) keine Alternative) am Paxmal vorbei nach Walenstadtberg, wo wir uns auf der Terrasse der Rehaklinik ein Bier und einen Fruchtteller gönnen. Hochzufrieden steigen wir schliesslich über die im die Wette blühenden Frühlingswiesen ins verschlafene Dorf ab.

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Gemütliches Auslaufen zurück nach Walenstadtberg
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Frühlingszauber II

Tourdatum: 6. Mai 2018

Tschingla-Runde (pdf)

Interaktiver Kartenausschnitt

2 Kommentare

  1. Besten Dank für den Beitrag!

    Ich folge regelmässig diesem Blog und finde immer tolle Tips

    Der interaktive Kartenausschnitt funktioniert aber nichts 🙁

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