Der Klassiker zum Hüttchopf

Ich weiss gar nicht, wie oft ich schon auf dem Hüttchopf im Zürcher Oberland war. Seit meiner Kindheit habe ich ihn unzählige Male und von allen Seiten bestiegen. Der kecke Grashügel verdient längst einen Platz in meinen Wandermemoiren. Jetzt komme ich endlich dazu. Ein noch etwas winterlicher Beitrag, passend zum kalten, heutigen Karfreitag, …aber bald folgen die ersten Frühlingstouren. 

Ich erklimme den Hüttchopf Ende November auf meiner Lieblingsroute. Am Bahnhof Wald starten und durch das Dorf schlendern. In das Sagenraintobel eintauchen und dem reizvollen Bachlauf folgen. Dann über den Josenberg zur Alp Scheidegg hochsteigen. Dort ist ein Lunch in der feinen Beiz ein Muss. Danach mit vollem Bauch in 15 Minuten auf den „Gupf“ – und gratsurfend wieder hinunter nach Tannen und Fischental. Wer noch Lust zum Weiterlaufen hat, dem empfehle ich den Rückweg über den Jakobsweg auf der anderen Talseite. Er führt oberhalb von Giswil an einer bemerkenswerten geologischen Spielerei vorbei und über die Bachtelflanke und Wiesen wieder hinunter nach Wald. Dort warten die hausgemachten Kuchen im Cafe Majoka als Belohnung.

Wasserspiel im Sagenraintobel

Es ist kalt. Ich ziehe meine Wollmütze tief über die Ohren und die Augenbrauen hinunter. Das Frösteln überwinde ich mit zügigem Laufen. Viel Auge habe ich für die kleinen Läden an der Hauptgasse von Wald nicht. Ich ziele auf den schnellsten Weg zum Sagenraintobel. Di8e leichten Steigungen bringt die erwünschte Erwärmung, bald lasse ich die letzten Häuserzeilen des Dorfs hinter mir. Einmal im Tobel angekommen erfreue ich mich über das Wasserspiel – und bald auch über die Sonne, die ihre zarten Winterstrahlen durch die Baumkronen gleiten lässt.

Ohne Worte – wer spürt die Sonne?

Der Pfad führt genussvoll entlang des Bachlaufs nach oben. Eigentlich kommt die Abzweigung zum Josenberg fast zu früh. Ich wäre dem quirlenden Wasser gerne noch ein wenig weiter gefolgt. Der Graspfad schlängelt sich recht steil über Wiesland hoch. Die schmucken Bauernhäuser wirkend einladend. Auch der freiwerdende Blick über die Baumkronen zum Nebelmeer über dem Zürichsee und zu den Alpen gefällt. Bis zum Waldrand sammeln sich die ersten Schweisstropfen unter der Mütze an. Es prickelt, aber abziehen mag ich sie nicht, der Wind ist eisig.

Im Aufstieg zum Josenberg öffnet sich der Blick zu den Alpen

Der schmale Pfad über die Krete des Josenbergs gefällt. Vor allem jetzt, wenn die kahlen Äste der Bäume mit etwas Schnee bepudert sind und die Eiskristalle in der Sonne glitzern. Das letzte Wiesenstück zur Alp Scheidegg ist bei diesen Verhältnissen jedoch leider sumpfig und glitschig. Ich bin froh um meine Stöcke.

Die Alp Scheidegg

Nach einer guten Stunde wandern betrete ich die Alpwirtschaft Scheidegg. Die Einkehr ist ein Muss – denn hier wird richtig gut gekocht. Viele andere Ausflugsrestaurants könnten sich hier ein Stück abschneiden. Mein Cordon bleu ist eine Wucht, der sämige Käse fliesst wie warme Lava über den Teller. Auch die Pommes im Gitterli sind ein Genuss. Und sogar der Espresso schmeckt hier besser als anderswo. Und dazu noch die herrliche Sicht in die Alpen! Etwas für alle Sinne! Zum Glück sind die ersten Wanderminuten danach flach und der folgende, kurze Aufstieg auf den Hüttchopf nicht besonders steil!

Das Gipfelchen begrüsst mich mit seiner Rundbank und der besten Aussicht des Zürcher Oberlands. 360 Grad gibt es sonst nirgends in diesem stark bewaldeten Wandergebiet. Im Osten grüsst der majestätische Alpstein, im Süden die Alpenkette und im Westen die Zürcher Seenlandschaft. Sehr schön! Wenn nur der Eiswind nicht wäre…

Blick zum Säntis

Ich verlasse den Graskopf und folge dem Gratverlauf nach Norden. Es läuft sich angenehm im gemächlichen Abstiegswinkel hinunter nach Tannen. Auch hier sind die Seitenblicke immer wieder reizend. Sei es zum Hörnli, zum Schnebelhorn und in die Tiefe des Tösssprungs zur Rechten, oder auf der anderen Seite zum Bachtel und ins Tösstal. Von Tannen steige ich direkt nach Fischental ab. Nur steigt jetzt plötzlich mein iPhone aus – es ist ihm wohl zu kalt geworden. Keine Fotos mehr! Das gemächliche Jakobsweg-Teilstück zurück nach Wald – mit dem Besuch der „Crèmeschnitte“ unter dem Wissenbachfall – beschreibe ich Euch lieber später einmal mit Bilder…

Gratsurfen nach Norden
Blick zurück zum Hüttchopf

Nicht vorenthalten möchte ich Euch jedoch das herzige Café Majoka in Wald. So feinen hausgemachten Kuchen hat nur meine Grossmutter gemacht! Und die Hausspezialität „Caramel-Capucchino“ ist zwar etwas süss, aber auch zu empfehlen!

Tourdatum: 29. November 2024

Interaktiver Kartenausschnitt mit Höhenprofil und Zeitangaben

Hüttchopf-Runde (pdf)

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