Über Appenzell zur Schwägalp

Die zweite Etappe der Alpenpanoramaroute führt uns heute von Bühler nach Appenzell und über den Kronberg zur Schwägalp. Das Timing stimmt – Sonne zum Start und erst am Ziel Regentropfen. Und dazwischen viel Genuss bei der Durchquerung des milchwirtschaftlich geprägten, zweitkleinsten Kantons der Schweiz.

Ich entsteige dem roten Zügli der Appenzellerbahnen in Bühler und suche die Wegweiser mit der grün-weissen „3“. Sie führen rasch steigend aus dem engen Rotbachtal hinaus auf die Anhöhen des Gehrenbergs, das Appenzell Innerrhoden gegen Norden abgrenzt. Ich lasse die Maschine gleich etwas hochtourig laufen, um zu testen, ob mein glimpflich verlaufener Ausflug in die Corona-Welt Spuren hinterlassen hat. Zum Glück nicht. Nur beim Durchschreiten eines Schrebergarten-ähnlichen Waldstücks mit allerlei skurrilen Kunstgegenständen (Säulen, Skulpturen und vieles mehr) halte ich kurz inne, um ein paar Fotos zu machen.

Bald erreiche ich die Höhen der Hügelkette, der Blick auf den noch sehr weissen Säntis wird frei. Nach ein paar weiteren Kurven und Wiesen stehe ich hoch über Appenzell in Egg (Pt. 1022), ein grossartiger Panoramaplatz. Die weite „grüne Pfanne“ rund um das Städtchen, das sich so stark unterscheidet von der „Eierschachtel“ des Ausserrhodischen. Es sieht malerisch aus, die verstreuten Bauernhöfe, das saftige Gras, die Kühe und die Ziegen. Und dahinter dieser einzigartige Alpstein, den man von Appenzell aus allerdings nicht sieht. Ein guter Ort, um mit den drei Kameras meines neuen iPhones zu experimentieren. Coole Sache!

Vergnügt von der friedlichen Stimmung jogge ich gemächlich über die sanft abfallenden Asphaltsträsschen und Wiesenpfade hinunter. Bald schlendere ich durch die belebten Gassen des pittoresken Städtchen und steure auf den Landsgemeindeplatz zu. Hier treffe ich Pauline, um die Tour gemeinsam fortzusetzen. Doch zuerst gibts einen Kaffee mit Zolliker Freunden auf der Säntisterrasse. Wir sinnieren über die Landsgemeinde, und ich ertappe mich dabei, dass ich nicht einmal beantworten kann, ob sich hier nur die Bürger oder alle Stimmberechtigten des Kantons am letzten Sonntag im April treffen. Es sind alle. Die Frauen allerdings erst seit dreissig Jahren.

Welcome to Appenzell
Farbenfreude überall…

Dann brechen wir auf, verlassen das Städtchen und steigen durch den Wald zur Kau hoch. Ein schöner Flecken, der mit einem riesigen Zeltplatz bzw. festinstallierten Mobilhomes besiedelt worden ist. Nach dem Hotel Kaubad steigt der Geländewinkel wieder an, wir erklimmen zügig den Rücken des Klosterspitzes, der zwischen Appenzell und dem Alpstein liegt. Bei Wasserschaffen erreichen wir den Grat und sind dem Säntis nun sehr nahe.

Blick zurück in die grüne Pfanne

Das folgende Gratsurfen in Richtung Kronberg ist ein wahres Fest für die Augen. Allerdings ist der Himmel nicht mehr blau. Es zieht zu, aber die Wolken sind vorläufig noch hoch genug, die Sicht bleibt grossartig. Vor allem auch gegen Norden, wo der Bodensee glitzert.

Gratsurfen
Erst zuletzt steilt der Grat etwas auf zum Kronberg
Ein kurzer Blick zurück

Nach der Alpwirtschaft Scheidegg wird es steiler. Der wenige Restschnee ist allerdings kein Hindernis, so reiche ich meiner Schwester gut zwei Stunden nach dem Abmarsch aus Appenzell auf dem Kronberg die Hand. Wir machen es uns auf der bedienten Terrasse gemütlich, ein dickes Schaffell im Rücken hilft gegen den kälter gewordenen Wind. Ich verknurre Pauline dazu, mit mir Chäshörnli mit Siedwurst zu teilen, die hier oben wirklich sehr fein sind, aber für einen alleine kaum zu schaffen sind.

Kronberg, ein gern besuchter Aussichtspunkt

Tja, der Rest ist schnell erzählt, denn nun folgt das letzte Teilstück zur Schwägalp, das hier im Winter und hier im Frühling schon 2x beschrieben worden ist. Die Krokusse und Enziane machen heute besondere Freude und die kurze Gegensteigung durch den kanadisch anmutenden Bruggerwald fasziniert zu jeder Jahreszeit. Auch das Kuchenangebot auf der Schwägalp ist unverändert reichhaltig. Nur tropfen jetzt die ersten Regentropfen auf meinen Teller.

Auch wenn sich der Säntis jetzt etwas ziert… hier geht’s hinunter zur Schwägalp…
Einfach nur schön diese Krokusse…

Ciao Appenzell! Nach je einer Etappe durch Ausserrhoden und Innerrhoden freue ich mich auf die dritte durchs Sankt Gallische nach Amden.

Tourdatum: 15. Mai 2021

Interaktiver Kartenausschnitt mit Höhenprofil und Zeitangaben

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