Über Treppen und Balken auf den Mattstock 1934m u. M.

Der Mattstock ob Amden ist nun nicht gerade eine Kleinod. Aber eindrücklich ist der viele Stahl, der an seinem Südhang verbaut worden ist, um das Dorf zu schützen. Ich erreiche das eiserne Gipfelkreuz vom Walenseeufer aus, startend über eine historischen Treppenweg, dann durch üppige Blumenwiesen, die stille Alp Oberfurggle und durch das Stahllabyrinth.

Heute ist so ein wolkenverhangener, schwüler Tag, an man die Gewitter förmlich riechen kann. Aber gut genug für eine Tour mit einigen Höhenmetern (1650), die jederzeit gefahrlos abgebrochen kann, da man nie wirklich „remote“ ist. Ich starte beim Flyhof in Weesen, ein bekanntes Restaurant in einem historischen Prunkgebäude am Seeufer. Der Pfad verschwindet gleich in den Wald und steigt zur Strasse nach Amden hoch, dem man leider ein ganzes Stück folgen muss. Besonders das Teilstück in den lauten Galerien ist zum Abgewöhnen. Gleich danach zweigt der Wanderweg wieder ab, hier würde ich das nächste Mal parkieren.

Dafür folgt nun gleich ein Highlight, der historische Treppenweg „Chappeli-Port“, bis 1882 ein Kernstück der Hauptverbindung nach Amden. Mehrere Hundert Meter lang, gut einen Meter breit, Tausende sorgfältig aufeinander geschichtete Steine, ein Teilstück ist sogar aus dem Fels gehauen. „Wegbaukunst vergangener Jahrhunderte“ erinnert eine Infotafel. Ich bin beeindruckt. Laufen tut hier allerdings selten jemand, der Pfad ist ziemlich überwachsen.

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Wegbaukunst aus dem 19. Jahrhundert
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Die Natur holt sich ihren Boden zurück

Der Treppenweg endet am Waldrand, nun folgt ein Zickzack durch Wald und Wiese bis Durschlegi. Diesen schönen Aussichtspunkt nutze ich für eine ausgiebige (Arbeits-)Pause. Viel Wasser ist gefragt. Der blaugrüne See schimmert in der Tiefe, die Wolken spielen mit dem Märklin-Gelände. Gipfel sehe ich hingegen kaum. Der nahe Wiggis im Glarnerland (das Ziel vor 14 Tagen) bleibt den ganzen Tag verschleiert.

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Lilien am Wegrand
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Impressionen vom Walensee

Dann marschiere ich über den Forstweg durch den Bannwald (etwas öde, aber effizient steigend) zur Unterfurggle. Jetzt wird beginnt der alpinere Teil der Wanderung, bald stehe ich in Mitten des Gebimmels der Rinder, die die Alp Oberfurggle in Beschlag genommen haben. Mit ihnen sind die Fliegen gekommen, die sich gefrässig auf den Mist stürzen.

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Oberfurggle
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Mystik auf der Oberfurggle
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Felsumrundung „Schibenchnölli“

Zwischen Wolkenschleiern entdecke ich das Gipfelkreuz des Mattstocks und überlege mir kurz, ob ich eine Direktroute (T5) wählen soll. Ich lasse es wetterbedingt sein und folge brav dem Bergweg, der etwas später um ein paar eindrückliche Felswände (Schibenchnölli) herumdreht und so zur bewiesten Flanke des Mattstocks führt, die von unten bis oben mit Lawinengatter überbaut worden ist. Der Pfad schlängelt sich um die mächtigen Stahlbarrikaden herum, stellenweise geht man sogar durch sie hindurch. Was für ein Aufwand, um das kleine Amden vor Lawinen zu schützen! Hätte man hier nicht einfach Legföhren und Bäume pflanzen können?

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Ohne Worte…
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… bis zum Gipfel Verbauungen

Bei der Schutzhütte 100m unterhalb der Gipfels halte ich inne, um den Wetterradar zu konsultieren. Im Toggenburg ist es schwarz geworden und ich möchte eigentlich kein Gewitter inmitten dieses Stahlhaufens erleben. Aber die Karte entwarnt (schon cool, was Meteoschweiz da bietet!), und so nehme ich entspannt die letzten Meter des kettengesicherten Gipfelpfads unter die Füsse. Oben sehe ich allerdings nicht viel. Oberchäseren ja, Federispitz und Speer nein, Alpstein nein, den See sehe ich mit viel Fantasie noch knapp, dahinter gar nichts mehr. Ich muss offensichtlich nochmals kommen, um mehr zu sehen. So bleibe ich nicht lange und hüpfe den Labyrinthweg wieder hinunter, nicht ohne ein paar Mal einzuhalten um diese imposanten Bauwerke im Detail zu studieren.

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Gipfelimpressionen – Blick zum benachbarten Walenstein. Mehr gab es nicht zu sehen…

Ich peile die Bergstation der Niederschlag-Sesselbahn an und lege mich kurz davor ins hohe Gras einer üppig beblumten Weide. Wie sehr ich mich doch immer über die vielen Farbtupfer freue, die die Alpwiesen im Juni so ungemein attraktiv machen! Dann lasse ich mich im Schneckentempo ins verschlafene Amden hinuntergondeln und sitze etwas später im Löwen vor einem feinen Teller Curry. Nach einen grossen Bier erledigt der Bus den Rest der Tour zurück nach Weesen.

Tourdatum: 8. Juni 2018

Kartenausschnitt Mattstock (pdf)

Interaktiver Kartenausschnitt

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Auslaufen durch Alpenwiesen…

2 Kommentare

  1. Ich bin beim Stöbern rein zufällig auf diesen Wanderbeschrieb zum Mattstock gestossen. Bemerkenswert sind die sorgfältig gewählten Ausdrücke und Beschreibungen im Bergwanderstil. Auf dem Speer war ich schon einmal im Jahre 1979. Den Federispitz sehe ich immer nur als markanten Orientierungspunkt aus weiter Ferne. Oft stand ich auf Gipfeln und war immer beeindruck von der gewaltigen Schöpfung unseres Gottes! Dann habe ich schon mal ins Gipfelbuch geschrieben: „Grosser Gott, wir loben Dich, Herr wir preisen Deine Stärke, Vor Dir neigt die Erde sich und bewundert Deine Werke!“ Vielen Dank! E.K.

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