Der Talboden bei Lauterbrunnen ist aufregend. Von allen Seiten fällt Wasser die Wände hinunter. Besonders eindrücklich sind die Trümmelbachfälle. Dort hat sich das Schmelzwasser von Eiger, Mönch und Jungfrau tief in den Fels hineingefressen. Hier beginnt meine heutige Tour über das Lauberhorn zum Männlichen. Es wird perfekt – zuerst die Mystik der Wolkenschleier und der wilden Wasser, dann das Schimmern des ewigen Eises durch den Nebel, zuoberst das totale Dreigestirn-Panorama. Schöner geht’s schlicht und einfach nicht.
Es ist ziemlich nass nach der durchregneten Nacht, Wolkenschleier säuseln um die Kalkwände im engen Lauterbrunner Tal. Die Wasserfälle sind üppig gefüllt, der Trümmelbach presst seine Fluten lautstark aus dem engen Felskorsett. Gleich nebenan beginnt die Tour spektakulär. Die Berner Oberländer haben schöne Tritte aus der steilen Wand gehauen, die Drahtseile sind besonders bei Nässe kein Luxus und vermitteln Sicherheit. Trotzdem werden die ersten Meter des Pfads wohl viele Wanderer abschrecken.
Doch bald ist Pfad weniger exponiert, Vögel trillern fröhlich ihre Weisen und kontrastieren zum wilden Gelände. Ein paar hundert Meter weiter oben auf der Talmauer lädt eine Bank zum Tiefblick nach getaner Arbeit. Etwas Nervenkitzel erzeugt ein kurzer, glitschiger Abstieg und die Überschreitung des Trümmelbachs, der gleich nach der Brücke in seine enge, tosende Schlucht verschwindet. Eine Tafel warnt vor einem Gletschersee, der jederzeit aufbrechen und eine Flutwelle auslösen könne. Ein zügiger Durchmarsch sei ratsam.
Nach der Brücke sinkt der Adreanalinspiegel jedoch umgehend. Umgeben von zahlreichen Orchideen im Gras erreiche ich die Alp Preech, wo ich auf einen stoisch graskauenden Steinbock treffe, der sich partout nicht von mir stören lässt. Ich setze mich bei der Hütte hin, beobachte ihn und die faszinierende Szenerie um uns herum. Hinter den Wolkenschwaden glänzen die nassen Wände des Schwarzmönchs, auf der gegenüberliegenden Talseite leuchten vereinzelte Sonnenstrahlen auf die Dächer von Gimmelwald. Ich bin hingerissen und versuche alle Eindrücke einzubrennen. Auch fotografieren hilft.
Jetzt kommt ein Fleissteil. Der Pfad steigt zügig weiter hoch durch den Wald und um Felsen, bis ich auf die flachere Mettleralp stosse. Hier sind die von Wengen kommenden Wege breiter, bis zur Wengernalp laufe ich nun allerdings im totalen Nebel. Grund genug, im Alpstübli einen Stopp in der Wärme einzulegen. Ob die Wolken wohl schwinden? Ich zweifle nun doch etwas an Meteoschweiz, die „Sonne pur“ angekündigt hat.
Doch nach dem Durchstieg des berüchtigten Hundschopfs (der Sprung ins „Nichts“ beim Lauberhornrennen) zeigt sich erstmals das Silberhorn, wenig später abwechselnd Eiger, Mönch und Jungfrau. Beim Starthäuschen des berühmten Skirennens bin ich definitiv im Sonnenschein. Wenig später erreiche ich den einsamen Gipfel des Lauberhorns. Nach einer kurzen Verschnaufpause, es sind immerhin 1800Hm vom Talboden hierher, gebe ich mich dem Genuss des schönsten Dreigestirns der Welt hin, das sich jetzt nachhaltig gegen die Wolkenangriffe durchsetzt. Wie weiss die Gletscher strahlen! Wie grimmig die Eiger-Nordwand über Grindelwald herrscht! Davon werde ich nie genug bekommen.
Trunken vor Freude ob dieser Kombination von landschaftlichen Reizen und Wetterkapriolen steige ich durch die Blumen- und Restschneefelder der Lauberhornostflanke zur Wander-Autobahn zwischen der Kleinen Scheidegg und Männlichen ab, die sich erstaunlicherweise ganz menschenleer präsentiert. Erst später klärt sich auf, dass die Route gesperrt ist aufgrund eines Murgangs. Ein paar Arbeiter reparieren gerade den Weg und mustern mich kritisch. Ein paar nette Worte der Erklärung genügen, dann lassen sie mich freundlicherweise durch. So erreiche ich wenig später vergnügt die Bergstation Männlichen und nehme dort die letzten Höhenmeter zum gleichnamigen Aussichtspunkt unter die Füsse.
Hier gebe ich mich nochmals ausführlich dem Genuss des Spiels der Wolken mit den Giganten der Alpen hin. Ein knurrender Magen führt mich schliesslich zur neuen Cabrio-Gondel (seit zwei Wochen in Betrieb) der Männlichen-Bahn. Wie freue ich mich jetzt auf ein feines Mittagessen im sonnenüberfluteten Wengen!
Tourdatum: 14. Juni 2018
Beste Edwin,
Wat een natte tocht, zo mooi beschreven, maar ik bewonder de moed om van de Trümmelbach omhoog te wandelen .
Wij kennen de route maar van boven naar beneden!
Graag hou ik me aanbevolen voor je verdere expedities met zulke gave foto,s.
Met dank en hartelijke groet, Rob