Der Tanzboden und sein Beizli auf der Wasserscheide zwischen Linthebene und Toggenburg sind längst kein Geheimtipp mehr. Schon gar nicht an einem Sonntag. Skitourenfahrer und Schneeschuhwanderer stehen sich zwar nicht gerade auf den Füssen, aber in der Beiz wird kein Stuhl kalt. Ich erreiche den bemerkenswerten Aussichtspunkt heute von Ebnat-Kappel aus und steige nach Rieden ab. Die Schneeschuhe bleiben im Rucksack, so gut ist gespurt.
Das Auto lasse ich in Uznach, knapp 20 Minuten braucht der Zug nach Ebnat-Kappel inklusive Umsteigen in Wattwil. Ich folge dem Wanderweg zum Skilift Tanzboden, der auf der halben Höhe des friedlich ansteigenden Berghangs beginnt. Die Spur ist fest gepresst, ich warte deshalb zu mit der Montage der Schneeschuhe. Entsprechend zügiger steige ich hoch.
Die Sicht ist gut, nur die Sonne will nicht recht. Sie strahlt von Zeit zu Zeit mal den Säntis, mal die tiefverschneiten Churfirsten an. Nur mich will sie nicht kitzeln. Tant pis, dafür ist es etwas weniger warm. Bald erreiche ich den Skilift und folge nun dem Pistenrand. Mütter und Väter vergnügen sich mit ihren Kids, eine Snowboard- und Freerider-Community gibt es hier nicht.
Kurz vor dem Skiliftende riechts intensiv nach Schnaps. Ich muss mich zusammenreissen, um nicht in das gemütliche Skihüttli einzukehren. „Bis oben gibts nur Wasser“, belehre ich mich! Dafür wird es jetzt still, die Schneewanderer und Tourenskifahrer sind unter sich. Das Gelände flacht ab, auf der Stotzweid beginnt der wahre Genussteil der Tour. Bald stosse ich auf die Spur, die vom Ricken zum Tanzboden führt. Ich überhole ein paar Typen mit Splitboards und Kopfhörern, die so laut Musik hören, dass ich mitsingen muss. Sie grinsen, als sie sehen, dass da einer mit Wanderschuhen unterwegs ist und auf cool macht.
Nach einer kurzen Waldpassage erreiche ich den Gubelspitz und damit die Gratkante. Westlich schimmert der Obersee, vor ihm breitet sich die Linthebene aus. Dahinter strecken die (endlich) winterlichen Gipfel des Alpenkranzes ihre Nasen hoch. Speer und Federispitz sorgen derweil für den alpinen Touch am Ende der abwechslungsreichen Wasserscheide von Linth und Thur. Eine wunderbare Winterstimmung.
Aus der Spur ist inzwischen ein Weg geworden, der nun bequem steigend über die Chüebodenegg bis zum Tanzboden führt. Die Schneeschuhe werden definitiv im Rucksack bleiben, die gut sichtbare Abstiegsroute hinunter nach Müselen (Parkplatz auf 1000m) ist maschinell wie eine schmale Skipiste präpariert. Mit grossen Augen sehe ich den Massen zu, die sich von dort aus auf Schneeschuhen langsam hier hoch bewegen.
Im Beizli finde ich gerade noch Platz zwischen zwei Wattwiler Krankenschwestern (dieser Dialekt…) und einem verliebten Pärchen mit Blasen an den Füssen. Es dauert fast 10 Minuten, bis meine Brille nicht mehr beschlägt, so feucht und warm ist es hier drin. Aber eben – der Laden ist Kult, das Schorle und die Suppe schmecken.
Wieder draussen atme ich tief durch – der Rundblick ist einmalig. Der Bodensee entledigt sich gerade des Nebels, das Vrenelisgärtli erwischt zufällig ein paar Sonnenstrahlen. Hinunter geht es jetzt schnell, die Spikes tun Wunder. Eine knappe Dreiviertelstunde später stehe ich auf dem knallvollen Parkplatz. Jetzt wäre es nochmals solange über den Asphalt zur Postautohaltestelle in Rieden, aber schon das erste Auto nimmt mich mit nach Uznach.
Fazit: Wunderbar – aber das nächste Mal steige ich über eine Alternativroute wieder ins ruhige Toggenburg ab. Eine Streetparade pro Jahr reicht.
Tourdatum: 24. Januar 2016
Guten Morgen,
super danke, so hatte ich endlich mal ein „Gefühl“ von Schnee!!!
Beeindruckende Bilder, toller Bericht!
Gruss
Marion
Wow das sieht toll.
Würde gerne mal mit kommen!
Liebe Grüsse JL 🙂