Alle Beiträge in diesem Blog werden katalogisiert, nur die Spezies „Schlittenwandern“ nicht. Zu selten ist eine Schlittelfahrt mit einer nennenswerten Wanderung verbunden, die den Genuss des Schlittelns übertrifft. Eine davon ist die Route von der Bergstation Wispile über einem langen, panoramareichen Bergrücken zum Chrinnepass, von wo die rasante, lange Schlittelfahrt nach Gsteig beginnt.
Der Neujahrstag 2015 ist so ein Tag, an dem alles zusammentrifft, was es braucht, um unvergesslich zu werden. Bei herrlichstem Wetter entsteigen wir dem altersschwachen Gondelbähnli auf der Wispile. Trotz hohen Minustemperaturen im Schatten wärmt die Sonne stark und so verschwinden die gesammelten Handschuhe und Kappen gleich in meinem Rucksack. Die Vorfreude auf das Kommende ist so gross, dass die schöne Sonnenterrasse der Wispile-Beiz zu meinem Erstaunen links liegen gelassen wird. Los solls gehen!
Nur wenige Minuten nach dem Abmarsch sind wir alleine in der Natur. Die verschneiten Bäume, der tiefblaue Himmel und die makellose Fernsicht machen unsere Freunde aus Kalifornien fast sprachlos. „Only 3 hours from Zürich – unbelievable!“. Die Route über die breite Bergrückenlandschaft ist abwechslungsreich, wir passieren, mal schlittelnd, mal laufend, verschiedene Alpen. Auf einer dieser Alpen findet im Sommer einer der legendären „Suufsunntige“ statt, an denen jeweils die hübscheste Kuh – mit Blumen geschmückt – den Tanz eröffnet.
Die tiefstehende Sonne macht aus den weiten Schneefeldern Prinzessinnenkleider, die mit Millionen von glitzernden Diamanten versetzt sind. Wenn das Laufen über den noch nicht ganz gesetzten Schneepfad nicht so anstrengend wäre, könnte man endlos weiterwandern umd staunen. Doch nach einer Stunde stehen wir am Waldrand oberhalb des Chrinnepasses und bereiten uns auf die Abfahrt vor, die ziemlich steil anfängt. Nach den ersten paar Hundert Metern Einfahren ist deshalb ein Halt beim Bergbäsebeizli angesagt, das an sonnigen Wintertagen von einem betagten Ehepaar betrieben wird. Die Schümlipflümlis müssen offenbar keiner Erfolgsrechnung standhalten, so grosszügig ist das Hochprozentige darin vertreten.
So gestärkt und nach dem obligaten Gruppenbild setzen wir die Schlittenfahrt über die verschneiten Matten und durch den lichten Wald fort. Mit den letzten Sonnestrahlen erreichen wir Gsteig. Rasch kommt die eisige Kälte zurück, und erstarrt das malerische Dorf. Wir schliessen die Tour im Restaurant Bären ab, eines der schönsten Chalets des Tals.
Kartenausschnitt Wispile-Gsteig (pdf)
Tourdatum 1. Januar 2015
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