Die Lauener haben Glück gehabt. Als die Talschaft vor einigen Jahrzehnten vor dem Entscheid stand, ihre einladenden Hänge mit Skiliften zu bepflanzen, war der erste Boom schon vorbei. Die Region Gstaad hatte bereits genug Skigebiete, und die Projekte schliefen ein. So gehören die Flanken des Tals im Winter noch heute nur den Tieren, den Skitourengängern und den Schneeschuhwanderern.
Mit dem Auto erreicht man auch im Winter die entlegenen Bauernhöfe bis auf 1500m, dem Steuerfranken sei dank. Gleich vom Parkplatz tauchen wir in den lichten Wald ein.
Wie erwartet hat schon jemand vorgespurt, der frische Schnee der letzten Tage ist tief und pulvrig. Trotzdem kommen wir nur langsam vorwärts, da das „Ah“ und „Oh“ an diesem herrlichen Tag insbesondere Evi zu ununterbrochenem Fotografieren verleitet. Auf 1800m folgt der obligate Halt bei einer Alphütte, die schöner nicht gelegen sein könnte und Genuss pur auf der Bank an der sonnengedunkelten Holzwand bietet. Mandarinli und Sandwiches schmecken einfach besser sitzend als stehend im Schnee…
Die Route setzt sich fort durch offenes, aber rasch steileres Gelände. Der Spurenleger wollte nach unserem Geschmack etwas sehr „direttissima“ auf den Gipfel, wir hätten gerne etwas mehr Kurven gehabt. Aber angesichts des sehr tiefen Schnees will man ja nicht meckern, wenn einer zugunsten der Nachkommenden schon doppelt geschwitzt hat. Jan Lukas ist das sowieso egal, er rennt leichtfüssig den Berg hoch und schaut stolz auf uns Alten zurück.
Auf dem Gipfel bläst eine kräftige Ostbise, die wir angesichts der Schneewolken über Wildhorn und Spitzhorn schon erwartet hatten. Aber man hat ja den Rucksack voll mit wunderbarer Funktionswäsche, Handschuhen und Mützen, sodass einmal angezogen genug Zeit bleibt, die grandiose Aussicht zu geniessen. Neben Wildhorn und Wildstrubel sticht in der Ferne besonders der Eiger mit seiner tiefverschneiten Westwand hervor. Jan Lukas meint, dass er von hier aus wie das Matterhorn aussieht.
Beim Abstieg steht die Sonne stets tiefer, die Schattenwürfe formen das Gelände neu und der Schnee glitzert immer stärker. So sind wir fast ein bisschen enttäuscht, als wir schon wieder beim Auto stehen und wir uns an diesem letzten Tag des Jahres 2014 von der Sonne verabschieden müssen.
Kartenausschnitt Route Trütlisberg (pdf)
Tourdatum: 31. Dezember 2014 — seither sicher 10x wiederholt, mit Schneeschuhen oder Skis
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