Zwei meiner Obwaldner Favoriten sind der Wissigstock und der Engelberger Rotstock. Ihre Erklimmung bietet Alpinwandern und Aussicht vom Feinsten. Die beiden Gipfel liegen nebeneinander, könnten aber unterschiedlicher nicht sein. Eine grauschwarze Schanze und eine rote Pyramide. Die Schanze (Wissigstock) sieht man übrigens von der Quaibrücke in Zürich aus, sie zeigt sich genau über dem Albispass.
Es ist einer der ersten Hochnebeltage dieses Jahres. Wir fahren zu Dritt nach Wolfenschiessen und nehmen dort das Poschti nach Oberrickenbach.
Thierry und ich halten den Chauffeur auf, weil Patrik das Auto noch parkieren muss. Er grummelt so etwas wie: „Das könnt ihr in Zürich auch nicht machen“. Ich will ihm ein Trinkgeld geben, was aber abgelehnt wird. Versuchte Beamtenbestechung? However, wenig später stehen wir an der Talstation der Bannalpbahn. Wir schweben hoch und erleben diesen speziellen „Wow-Moment“, als die Gondel die Wolkendecke durchbricht.
Es dauert etwas, bis wir loslaufen können: Novize Patriks Wanderstöcke stecken noch in der Verpackung und müssen montiert werden. Die wackligen Dinger werden die nächste Wanderung nicht erleben. Dann marschieren wir zügig los, das Tal am Bannalpsee ist an diesem frühen Oktobertag noch schattig, Sonne gibt es erst auf der Schonegg. Die wärmt dann wunderbar bei der ersten Pause, derweil wir die Berge studieren, die ihre Nase aus dem Nebel herausstrecken. Jetzt beginnt der alpine Teil. Der Pfad zum Rot Grätli windet sich durch steiniges Gelände, dann weglos über plattige Felsen, wo früher mal ein Gletscher war. Die Hände müssen ein paar Mal zu Hilfe genommen werden.
Auf dem Pass des Rot Grätlis begrüsst uns der Titlis, aber auch ein kalter Wind, der uns nun eine Weile begleiten wird. Die teils weglose, aber gut markierte Route traversiert unterhalb des Engelberger Rotstocks. Bald erreichen wir die Engelberger Lücke, die einen grandiosen Einblick in die Gletscherwelt in Richtung Uri-Rotstock und Brünnelistock bietet.
Die nächsten 20 Minuten führen uns über die schuttige Flanke des ersten Tagesziels, sie ist bedeckt mit den Schneeresten der letzten Kaltfront. Der Wind bläst jetzt echt heftig, es wird bitterkalt. Wir beschleunigen unsere Schritte, das flache Gipfelplateau müsste eigentlich wieder im Windschatten liegen. Und tatsächlich – der Wissigstock ist gnädig und lässt uns eine sonnige Pause geniessen.
Beim Abstieg bis zur Lücke dann wieder dieselbe Kaltwinddusche, eine Wollmütze wäre nicht schlecht gewesen! Beim Start der Besteigung des pyramidenartigen Aufbaus des Engelberger Rotstocks ist der Wind weg und die Sonne brennt intensiv auf das eisenhaltige Gestein. Der blockartige Gipfel empfängt uns noch freundlicher als sein Vorgänger, wir freuen uns gewaltig über die warme Oktobersonne auf diesem schönen Logenplatz. Der Blick auf den Wissigstock ist einzigartig (siehe Foto ganz oben). Im T-Shirt verpflegen wir uns und verlieren uns in der Bestimmung der unzähligen Gipfel um uns herum. Etwas mitleidig gedenken wir der Masse unter den Wolken.
Der Abstieg führt in einer Stunde durch abwechslungsreiches Gelände zur Rugghubelhütte, wo gute, hausgemachte Kuchen serviert werden. Wir saugen die Sonnenstrahlen auf der Terrasse nochmals richtig in uns auf, denn schon kommt die Wolkenobergrenze in Sicht.
Das spätere Eintauchen in diese deftig kochende Wolkensuppe ist ein spezielles Erlebnis, auf das wir aber auch gerne verzichtet hätten. Die letzte halbe Stunde bis zur Bergstation der Ristis Seilbahn stochern wir durch den Nebel. Das verdiente Schlussbier verschieben wir auf die Zugfahrt zurück nach Wolfenschiessen. Sorry for that, Engelberg Tourismus, aber vielleicht solltet ihr in Nebelabsaugmaschinen anstatt in noch mehr Schneekanonen investieren.
Kartenausschnitt Wissigstock (pdf)
Tourdatum: 3. Oktober 2014
Hallo
Sehr schöne Webseite, gratuliere! Darf ich fragen wie lange ihr in etwa für diese Wissigstock/Engelberger Rotstock Route gebraucht habt?
Vielen Dank für die Auskunft, Rolf
Hallo Rolf
Wir waren rund 7.5 Stunden unterwegs von Bahn zu Bahn inkl. Pausen
BG Edwin
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