Für Kinder sind jene Klettersteige am schönsten, die keinen langen Anmarsch erfordern. Eines dieser beliebten Exemplare ist jener auf das Rüeblihorn (Le Rubli – wir sind auf der Sprachgrenze), ausgehend von der Bergstation Videmanette ob Rougemont.
Die erste Besteigung erfolgte schon vor Jahren mit Lea und Yael, geführt von Bergführer Hans Allemann. Damals über die schwierigste Route, die 300 Meter hohe, stellenweise senkrechte Westwand. Yael war damals noch fast zu klein (oder besser: zu kurz) dafür, ich musste sie zeitweise von unten hoch heben, damit sie den nächsten Griff erreichen konnte.
Heute ist Jan Lukas zum zweiten Mal mit von der Partie, wir wählen die einfachere Route über die Südflanke. Der Junge wirkt noch etwas ungewohnt mit Klettergurt, Helm und Karabinerset. Der Helm sitzt schief und seine schmale Hüften mögen den Gurt kaum halten. Nicht minder selbstbewusst klinkt er sich ins Fixseil ein und hört gut auf unsere Instruktionen. Rasch findet er das nötige Selbstvertrauen und klettert geschickt die Felsen hoch.
Die Route weist steile und ausgesetzte Passagen auf. Da diese meist nur kurz sind, bieten sich genügend Gelegenheiten zur Erholung. Respekt ist wichtig, Angst wäre eine schlechte Begleiterin – Jan Lukas orientiert sich einfach an seiner Schwester. Lea klettert gewohnt ruhig und unbekümmert, auch wenn sich das freie Klettern anders als in der gewohnten Kletterhalle anfühlt.
Das letzte Stück führt über eine glatte Kalkwand mit einer Querpassage, die alle etwas fordert, danach wird es sogar kurz überhängend. Mit dem Ausstieg wandelt sich die Szenerie sofort ins Liebliche. Die Südseite des Gipfelgrats besteht aus einem breiten Grasband, üppig mit Hunderten von Edelweiss geschmückt. Eine solche Dichte dieses edlen Gewächses habe ich sonst noch nirgends in den Alpen angetroffen, ein echtes Highlight. Vom kleinen Gipfelplateau aus betrachten wir das tiefgrüne Saanenland, die Fribourger Dolomiten und die gewaltige Berner Alpenkette vom Eiger bis zum Sommet des Diablerets.
Bald sind die Sandwiches und Schoggis verzehrt, und die Kinder wollen abklettern. Nach dem rund vierzigminütigen Abstieg wird die verdiente Rivella in der Buvette der Bergstation bestellt. Es dauert dann noch eine weitere halbe Stunde bis Jan Lukas bereit ist, seine coole Kletterausrüstung wieder abzuziehen.
Tourdatum: 27. Juli 2013
Wow, grosses Kompliment an die kleinen Kletterer! Sieht gigantisch aus, und ich würde mich das kaum je trauen. Aber auch eine Wanderung auf das Rüeblihorn ist eine ganz tolle Sache, wie ich erleben durfte. Vielleicht interessiert Euch mein Beitrag über die „Gstaader Dolomiten“ ja auch? 🙂 https://www.teddy-b.ch/wanderungen/rueblihorn-vd-be-roestigraben-fuer-einsteiger/