Wer dem Walensee entlang fährt und dabei die mächtige Churfirstenreihe bestaunt, kann sich kaum vorstellen, dass es drei Möglichkeiten gibt diese Wände ohne Kletterausrüstung zu überwinden. Zwei davon sind von Lüsis aus zu erreichen, einem kleinen Nest oberhalb von Walenstadt, das leider nur mit dem Auto zu erreichen ist. Beide führen zum Hinderrugg und erlauben deshalb eine Rundwanderung mit kulinarischem Boxenstopp auf dem Chäserrugg (2262), der vom Toggenburg aus bequem mit der Luftseilbahn erreichbar ist.
Durch saftige Alpweiden stapfend folge ich dem Bergweg in Richtung Westen, zunächst kaum steigend etwa entlang der 1300er-Höhenkurve. Es bleibt Zeit für genussvolle Blicke auf die reiche Flora um mich herum, den türkisblauen Walensee unter mir und die für anfangs Juli noch reichlich verschneiten Bergreihen vor mir. Ich singe vor Freude – wohl wissend, dass mir keiner zuhören kann.
Bei Hinterbüls beginnt die harte Arbeit, der schmale Weg windet sich steil hoch zum Chammsässli, wo eine Verschnaufpause eingelegt wird. Etwas ungläubig schaue ich hoch zu den Felsen, die mir immer noch unüberwindbar erscheinen. Aber wie so oft klärt sich alles aus der Nähe, das etwas verborgene Valsloch öffnet dem staunenden Berggänger den Weg nach oben. Bald begrüssen mich die ersten Gämsen mit einem „häsch nöd tänkt, gäll“-Blick. Noch sind rund 200 weitere Höhenmeter zu bewältigen, dann stehe ich auf dem Gipfelgrat des Hinterrugg und begrüsse den Säntis.
Nach einem kurzen Verbleib auf dem noch gänzlich verschneiten Gipfel traversiere ich zur gut besuchten Chäserrugg, wo die Sonnenterrasse zum Edel-Lunch lädt und die eine ebenbürtige Aussicht bietet. „Wanderer können so viel essen, wie sie wollen“ denke ich und bestelle eine deftige Sennenrösti – mitleidig hinüberschmunzelnd zu den turnbeschuhten Damen, die am Nebentisch ihre Salatblättchen picken.
Nur wenige Schritte vom Chäserrugg-Trubel entfernt bin ich dann wieder alleine für den Rest der Tour. Die Route führt teilweise surfend über die noch weisse Nordflanke zum Sattel des Gamserruggs, dort zweigt ein Weg südöstlich in Richtung Nideri-Pass ab. Die 120 Höhenmeter Gegensteigung vor diesem Übergang sind etwas hässlich für die schon müden Beine, dafür entpuppt sich der Abstieg vom Pass nach Lüsis – mit schönem Weitblick ins Rheintal – als zwar steil aber leicht. Durch blumenreiche Alpwiesen erreiche ich schliesslich den verschlafenen Weiler und freue mich auf das Holzfass-Bier aus der Bügelflasche. Das gibts im schön gelegenen Beizli neben dem Parkplatz, auch der Apfelkuchen ist fein.
Kartenaussschnittt Hinterrugg (pdf)
Interaktiver Kartenausschnitt mit Höhenprofil und Zeitangaben
Tourdatum 1. Juli 2013
Wunderbar beschrieben Edwin! Ich denke, Du solltest ein Buchprojekt starten…… „seriös gäu…..“
das nächste Mal mit Halt in Murg 😉 Liebe Grüsse Esther
Bestimmt! Oder nach dem Schwarzstöckli und der Murgseerunde! Lg E
Hallo Edwin,
Danke für den Tourentipp. Wie lange hast du etwa für die Strecke gebraucht?
Beste Grüße
Marc